Wendel 1 (Form: Oval)

Wendel 2 (Form: Trapezbrettchen)

 

Die zweigleisige Wendel zum SB 1 steht auf Modul 4 und ist verbunden mit der zweigleisigen Paradestrecke, die im vorderen Bereich meiner Anlage unterhalb des Hbf verläuft. Nach intensivem Studium diverser Veröffentlichungen über Wendeln und Bautechniken war es mein Ziel, eine möglichst geringe Steigung zu erzielen bei maximal möglichem Radius. Vor allem für die Wendel gilt: Der Fahrbetrieb muss hier weitestgehend störungsfrei laufen; denn eine Wendel ist relativ schwer zugänglich. Selbst bei den vergleichsweise großzügigen Radien ist ein Wiedereingleisen von entgleisten Fahrzeugen kaum möglich, und wer einmal einen Ganzzug aus einer Wendel gefischt hat, weiß, wovon ich hier rede.

Ich habe zwar für alle Fälle ein ausreichend großes Mannloch in die Platte gesägt, aber das sollte wirklich nur in Ausnahmefällen benutzt werden müssen.

Die Daten der Wendel:

 

Form: Oval Trassen-Verbindung: Lochplatten 3 mm
Länge der Geraden: 2 x 120 mm Abstandhalter: Alu-Röhrchen 8 mm innen
Anzahl Drehungen: 4 1/2 Radius außen: 400 mm
Drehrichtung: rechts Radius innen: 370 mm
Trassen-Stützen: Gewindestangen 8 mm Gleislänge außen: 11,50 m
Anzahl Stützen: 6 Stück Gleislänge innen: 10,56 m
Trassen-Segmente: 60° Höhenunterschied: 240 mm
Trassen-Material: Pappel-Sperrholz 6mm Steigung: 2,3 %
Geräuschdämmung: Kork 3 mm Durchfahrthöhe: ca. 54 mm
Trassen-Breite: 65 mm Parallelgleis-Abstand: 30 mm




Wie man sieht, müssen doch eine ganze Reihe von Faktoren in die Planung einbezogen werden und vor Baubeginn verbindlich fixiert sein. Wenn man inmitten des Baus plötzlich Fehler feststellt, ist es für eine vernünftige Korrektur meistens zu spät. Solche Korrekturen führen dann zu Unregelmäßigkeiten der Steigung oder der Gleisverlegung, was dem späteren Betrieb alles andere als zuträglich ist.

Zu den Vorüberlegungen und Rechenbeispielen für die Wendelplanung siehe auch  Wendelbau (Grundlagen)

 

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Die geplante Wendel wird maßstabsgerecht gezeichnet (in meinem Fall mit winrail®) einschließlich der vorgesehenen Stützen. Das Einzeichnen der "Tortenstücke" hilft, das Ganze hernach auf die Grundplatte zu übertragen. Das ist erforderlich, um die Bohrungen für die Stützen im Bogen immer im exakten Abstand von 60° anzeichnen zu können. Der gleiche Abstand ist sehr wichtig, damit es zu einer gleichmäßigen Steigung kommen kann.
Ich hatte die Radien 400 mm und 370 mm für die doppelgleiseige Wendel geplant, also einen Abstand der beiden Gleise von Gleismitte zu Gleismitte von 30 mm. Um sicher zu gehen, dass der Abstand ausreichend gewählt war, habe ich zwei Flexgleise auf die beiden Radien zurecht gebogen und das Ganze mit zwei Reisezugwagen vor Beginn aller Arbeiten getestet. Wie man sieht, funktioniert es beim Test, und es hat sich auch im Betrieb gezeigt, dass der Abstand bei diesen Radien ausreichend ist. Links sieht man eine Mutter M8, die an der Position der Gewindestange liegt. Es muss ja gewährleistet sein, dass Wagen und Loks auch die Gewindestangen beim Ausschwenken nicht berühren werden.
Mit einer geraden Latte und einem preiswerten Zirkel-Set aus dem Baumarkt baut man sich zunächst einmal einen Zirkel, mit dessen Hilfe man die Gleisbögen auf die Grundplatte aufzeichnet. Das ist dann der Ausgangspunkt für die Vermaßung der Stützpunkte.
Die erste Trasse wurde gelegt. Noch sind nicht alle Gewindestangen montiert worden.Die Verbindung der Trassen-Segmente erfolgte mit 3 mm starken Lochplatten aus dem Baumarkt, die jeweils über ein Gewindestangen-Paar geschoben werden. Die verleihen dem Gerüst aus Gewindestangen eine enorme Stabilität. Auf beiden Seiten der Lochplatte werden dann die Enden der aneinander stoßenden Trassen-Segmente angeschraubt.
Der erste Kreis ist gelegt und alle Gewindestangen wurden montiert. Um besser arbeiten zu können und um auf spätere (hoffentlich seltene) Eingriffe vorbereitet zu sein, sägte ich ein Mannloch in die Grundplatte. Der erste Wendelkreis besitzt als Abstandhalter noch Muttern, die auch eine Feinjustage der ersten Abstände ermöglichen. Alle folgenden Trassen-Segmente ruhen auf gleich großen Alu-Röhrchen mit Innendurchmesser 8 mm. Das hat den Vorteil, dass zum Einen der Abstand zur darunter liegenden Trasse immer exakt gleich bleibt, zum Anderen beschleunigt es das Arbeiten erheblich, weil das nervtötende Aufdrehen der Muttern auf die Gewindestangen sowie deren Justage entfällt.
Hier sieht man die Verbindung der Gewindestangen mit Lochplatten und das Alu-Röhrchen als Distanzhalter. Die Trasse wird von unten an der Lochplatte befestigt. Die Lochplatte ist ebenso 3 mm stark wie die Kork- Dämmung. So gibt es einen glatten Übergang.
Um möglichst exakte Bögen zu produzieren, griff ich auf Bogen-Schablonen aus Stahl zurück, die in die Gleise gepresst werden und sie so auch beim Verkleben in Form halten. Die Schablonen ließ ich von
Harald Brosch für beide Radien im Bogen von 90° für kleines Geld anfertigen.
Bevor die Wendel weiter gebaut wird, ist zunächst ein weiterer Kollisions-Test angesagt. Es muss unbedingt geprüft werden, ob sich die längsten Wagen und ggf. auch zwei Dampfloks (wegen der möglicherweise ins Lichtraumprofil ragenden Zylinder) berührungsfrei beim gewählten Gleisabstand begegenen können. Um den Radius des inneren Gleisbogens so groß wie möglich halten zu können, wählte ich 30 mm Abstand. Das habe ich dann - weil der Abstand relativ knapp gewählt wurde - ausgiebig getestet.
In dieser Bauphase testete ich desweiteren das "Wendel-Sorgenkind", die BR 23 von Fleischmann. Sie musste, weil gerade keine anderen Wagen zur Hand waren, die Dostos nebst Steuerwagen die ersten beide Ringe hochziehen. Hätte sie das nicht geschafft, dann wäre ein Neuanfang zwar ärgerlich, aber noch mit relativ wenig Aufwand machbar gewesen. (Ich hatte das zwar vorher auf einem Teststück "trocken" getestet. Aber man weiß ja nie....)
Die Wendel ist fast fertig; es fehlen nur noch die letzten Gleise. Vorn sieht man das Anschluss-Brettchen, das später mit der Tunneleinfahrt des Segmentes 4 fluchten muss, das über der Wendel steht.


 
  • Wendel 2 (Form: Trapezbrettchen)



Die zweigleisige Wendel zum SB 2 steht auf Modul 6 und ist verbunden mit der zweigleisigen Strecke, die den Hbf in westlicher Richtung verlässt und über eine Schlucht (Brücke) in einen Tunnel läuft. Diese Wendel ist nach der Methode "Trapezbrettchen" gebaut, was minimalen Holzverschnitt bedeutet.

Die Daten der Wendel:

 

Form: Kreis aus Trapezen Radius außen: 430 mm
Windungen: 6 3/4 Radius innen: 400 mm
Drehrichtung: rechts Gleislänge außen: 20,25 m
Trassenstützen: Gewindestangen 8 mm Gleislänge innen: 18,85 m
Anzahl Stützen: 8 Höhenunterschied: 399 mm
Trassen-Material: Pappelsperrholz 2 x 3 mm Steigung: 2,3 %
Geräuschdämmung: Resorb W3 3 mm Durchfahrthöhe: 57 mm
Trassen-Segmente: 45 ° Parallelgleis-Abstand: 30 mm
Trassen-Verbindung: Trapezbrettchen geleimt Trassenbreite: 65 mm
Abstandhalter: Alu-Röhrchen Ø innen = 8 mm    

 

Zunächst wurde die Wendel mit CorelDraw® konstruiert. Auch bei dieser Wendel werden die 8 Segmente nebst Bohrungen für die Gewindestangen gezeichnet, um sie später exakt auf die Grundplatte übertragen zu können.

Hier gibt es ein tolles Tool zur Berechnung der Trapeze: www.mobahner.com/wbb/index.php

Danach wurden die notwendigen Trapezbrettchen im erforderlichen Maß zugeschnitten. Da meine Kreissäge nicht das erforderliche Maß an Genauigkeit für Winkelschnitte lieferte, bzw. meine handwerklichen Fähigkeiten einfach keine "Massenproduktion" von exakt gleichen Teilen zuließ, ließ ich die Brettchen im Baumarkt zuschneiden. Das kostete 10 EUR, so dass ich mich anschließend fragte, warum ich überhaupt erst einen eigenen Versuch gestartet hatte.
Entsprechend einem Tipp, den ich irgendwo im Internet fand, klebte ich die Trapezbrettchen mit Hilfe einer selbst gefertigten 45°-Schablone zusammen. Ein Brett wird - wie gezeigt - in die Schablone eingelegt und mit Leim bestrichen.
Auf das eingeleimte Brettchen wird dann das nächste Brettchen gelegt und mit Tacker-Klammern zunächst fixiert. Danach werden beide Teile für ca. 10 Minuten beschwert, bis der Leim (in diesem Fall Ponal-Express) abgebunden hat.
Nach dem Abbinden des Leims wird auf der anderen Seite das nächste Brettchen aufgeleimt. Das Ganze wiederholt sich, bis die nötige Anzahl von Segmenten für - in diesem Fall - 8 Kreise hergestellt ist.
Hier sind jetzt bereits fertige Kreise zu sehen. Der oberste Kreis wird soeben an den Verbindungsstellen mit Zwingen zusammengepresst. Ich habe die Kreise immer Stück für Stück aufeinander gelegt, um beim Zusammenleimen sicherzustellen, dass sie exakt übereinander passen; denn kleine Ungenauigkeiten ergeben sich beim Zusammenleimen der einzelnen Brettchen allemal.
Wenn alle Kreise fertig sind, werden sie exakt aufeinander gelegt und mit Zwingen fixiert. Danach werden nach Plan die Bohrungen für die Gewindestangen angezeichnet und gemeinsam gebohrt. So ist sichergestellt, dass sich wirklich alle Bohrungen an derselben Stelle auf jedem Kreis befinden. Ich habe die Bohrungen mit einem 9 mm-Bohrer durchgeführt, also 1 mm größer als die Gewindestangen sind. Damit habe ich ein kleines Spiel für die Gewindestangen, wenn die Kreise auf sämtliche 8 Stangenpaare gesetzt werden.
Nun werden die Radien auf jeden Wendelkreis aufgezeichnet. Da der Radius des Außengleises dem Radius 4 des Fleischmann-Gleises entspricht und ich noch solche Gleise besaß, legte ich einen Kreis damit aus und richtete ihn mit Hilfe eines entsprechend zugeschnittenen und in Kreismitte fixierten Korkstückes (es kann natürlich auch eine Leiste sein) aus. Danach zeichnete ich die Außen- und Innenlinie der Schienen an, wobei das Fleischmann-Schotterbett gute Dienste leistete. Der Parallel-Kreis wird später mit einer auf den Abstand von 30 mm eingestellten Parallelgleis-Lehre hergestellt.
Hier ist jetzt der Baubeginn der Wendel zu sehen. Acht Gewindestangen-Paare sind bereits auf der Grundplatte montiert worden, und der erste Wendelkreis ist eingesetzt. Man sieht das zum Anzeichnen des Gleisverlaufes bereits verlegte Außengleis und den Beginn des Parallelgleises, das gerade mit der Parallelgleis-Lehre ausgerichtet wird. Auch hier wird der erste Trassenkreis mittels Muttern M8 auf die exakten Höhenpunkte bei den einzelnen Gewindestangen justiert. Die folgenden Trassen werden dann mit Hilfe der bereits bekannten Alu-Röhrchen auf Distanz gebracht.
Hier ist nun die (fast) fertige Wendel zu sehen. Zur Schallisolierung verwendete ich Streifen aus Resorb. Diese Streifen und später die Gleise klebte ich mit UHU-Kontakt Kraftkleber-Gel. Dieser Kleber lässt sofort nach dem Kleben so gut wie keine Korrekturen zu, man muss also zuvor alles sehr genau ausrichten. Aber dafür liegen die Gleise bombenfest. Man kann - ungeachtet der Anwendungshinweise - bereits ca. 2 Minuten nach dem Kleberauftrag die Gleise fest andrücken, und sie sind dann fixiert. Allerdings ist die Ausdünstung des Lösungsmittels relativ stark, so dass ich immer wieder Pausen einlegen musste, um nicht zuviel davon einzuatmen.

Die Gleise brachte ich auch hier mit Hilfe von zwei 90°-Schablonen (r = 400 und r = 430) in Form. Auch beim Verlegen auf den Wendeltrassen waren diese Schablonen von großem Wert; vor allem ließen sich damit die gefürchteten Knicke bei den Gleisverbindungen im Bogen vermeiden.
Auf diesem Bild ist nun die fertiggestellte Wendel mit Anschluss an das Segment 5 zu sehen. Um die Gleise bündig verbinden zu können, ist der oberste Ring der Wendel anstelle Distanz-Röhrchen mit Distanz-Muttern montiert worden. Dadurch ist es möglich, die Verbindung millimetergenau anzupassen. In meinem Fall waren das 5 mm, um welche die Trasse angehoben werden musste. Diese Steigungs-Erhöhung habe ich dann über 7 Stützen verteilt.

Wichtiger Hinweis: Man sollte zwei Gleise niemals im Bogen verbinden! Ich habe die Gleisenden zunächst gerade ausgerichtet. Sofern sie nicht beidseitig absolut bündig voreinander stehen, muss die der Lücke gegenüber liegende Schiene etwas gekürzt werden. Danach werden die Schienen mit Gleisverbindern versehen und zusammengeschoben. Hierbei ist selbstverständlich darauf zu achten, dass beide Verbinder sauber auf beiden Schienenenden sitzen, so dass es keinen Höhenversatz der Schienenköpfe gibt. Im Anschluss daran wird die Verbindung beidseitig von außen gelötet. Als Letztes habe ich dann die Gleisschablone in die Gleise geschoben und damit den korrekten Bogen "hergestellt". Wenn der gesamte Bogen dann fest verklebt ist, "wandert" auch die Gleisverbindung nicht mehr nach außen.

Ich testete im Übrigen jede Gleisverbindung sofort mit zwei empfindlichen Wagen; gegebenenfalls muss die Diamantfeile noch zum Einsatz kommen. Das ist vor allem dann nötig, wenn versehentlich ein winziger Lot-Spritzer auf dem Schienenkopf gelandet sein sollte.

Allerdings zeigte sich beim Endtest, dass ich noch vorsichtiger hätte sein müssen. Ich empfehle daher, nicht nur mit Wagen zu testen, sondern jeden neuen Ring kurz an einen Trafo anzuschließen, um zu testen, ob auch Loks (insbesondere Dampfloks) einwandfrei fahren können. Ich musste, weil ich das versäumt hatte, leider an drei Stellen in der fertigen Wendel nacharbeiten, was natürlich sehr viel schwieriger ist, als bei einem offen liegenden Kreis.